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Festival Mitte Europa

In den besten Jahren

Blumen und Blaskapelle: Das Publikum des 20. Festivals Mitte Europa verabschiedet sich beim Schlusskonzert in Ebnath vom Intendanten-Ehepaar Thomaschke. Ein Ensemble aus Prag beweist, dass Barock-Musik keine Altersbeschwerden kennt.

Von Michael Thumser

  • Ein so jugend- wie meisterlicher Virtuose am Fagott: Václav Vonásek vor dem Ensemble „Barocco sempre giovane“ in der voll besetzten St. Ägidiuskirche im oberpfälzischen Ebnath. Foto: Wolfgang Schmidt

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Ein so jugend- wie meisterlicher Virtuose am Fagott: Václav Vonásek vor dem Ensemble „Barocco sempre giovane“ in der voll besetzten St. Ägidiuskirche im oberpfälzischen Ebnath. Foto: Wolfgang Schmidt

Ebnath – Für immer jung? Die Szene könnte sich so auch bei einer Hochzeit abspielen: Vor dem Altarraum von St. Ägidius stehen Mann und Frau, festlich gekleidet, sie mit einem Blumenstrauß im Arm, beide ins voll besetzte Kirchenschiff lächelnd; ein Geistlicher ist zugegen; aus vielen Objektiven wird eifrig fotografiert. Von der Orgelempore herab preist der Kirchenchor mit Händel-Melodien die „Herrlichkeit Gottes“, und die Fichtelgebirgskapelle in Tracht tutet, bläst und trommelt „Trumpet Tune and Air“, die von Henry Purcell übernommene Hymne des Festivals Mitte Europa, dass es dröhnt und rasselt wie der Marsch zum Einzug in ein Bierzelt.

Geistvoll, verliebt

Die da aussehen wie Brautleute in den besten Jahren, organisieren seit Anfang der Neunziger den bayerisch-sächsisch-böhmischen Kultursommer. Mit dem Schlusskonzert am Sonntag in Ebnath beendet Thomas Thomaschke – mit seiner Frau Ivana an seiner Seite – offiziell seine Intendanten-Tätigkeit. Beide lächeln aus gutem Grund: Im 20. Sommer ist ihr Festival mitten in den besten Jahren.

„Barocco sempre giovane“ nennen sich die Interpreten des Nachmittags und versichern mit ihrem Ensemblenamen, dass auch nach fast drei Jahrhunderten „Barockmusik immer jung“ bleiben kann. Die besten Jahre haben die auffallend jungen Leute aus Prag in ihrem Leben noch vor sich; nicht aber mit ihrer Kunst: Da stehen sie richtig gut und ziemlich reif da. In Charles Avisons drittem Concerto Grosso, in einer G-Dur-Sinfonia von Johann Stamitz wissen sie die schlicht und einfach bezeichneten Sätze ebenso treffsicher beim Wort zu nehmen wie die genauer betitelten. Steht da zum Beispiel, wie bei Stamitz, nur Allegro oder Presto, entfalten die Künstler anschauliche Plastizität durch nachdrückliche Betonungen und demonstrative, stets einleuchtende Laut-leise-Kontraste. In einem Larghetto kann’s schon mal betrübt, nie aber trüb zugehen, nur verhalten traurig, ohne Kraftverlust. Erst recht entfaltet eine Spezialität wie ein „Allegro spiritoso“ – bei Avison – gewichtig einherstolzierend ihren hohen“Geist“ durch markante Akzente; während das folgende „Amoroso“ durch umso unprätentiösere Liebenswürdigkeit, ja Verliebtheit überrascht.

Den Solisten des Programms kennt mancher im Publikum aus dem vogtländischen Oelsnitz: Dort hat der so jugend- wie meisterliche Fagott-Virtuose Václav Vonásek vor drei Wochen als Wortführer der vierköpfigen „Prague Bassoon Band“ brilliert. Nun, allein vor den vier Damen und vier Herren des Ensembles, beweist er sich mit der ganzen Verve, dem ungeschmälerten Charme seiner atemberaubenden Spiel- und Ausdrucksfertigkeit. In einem der mit „La Notte“ überschriebenen Konzerte Antonio Vivaldis macht er sich mit Fingerübungen und Atemexperimenten warm für das C-Dur-Konzert RV 472 desselben Komponisten: Da sprudelt sein Spiel in den etüdenhaft schwierigen Ecksätzen angstfrei plauderhaft, allerdings mit Esprit statt Geschwätzigkeit; im Andante indes nimmt sich die Musik zurück bis zur Sprödigkeit.

Halsbrecherisch

Dafür nutzt Vonásek in der Bearbeitung einer Arie Georg Friedrich Händels (aus der Oper „Ariodante“) souverän die Gelegenheit zu halsbrecherischen Koloraturen, die er mit dem warmen Klang seines Holzinstruments wie mit der Menschlichkeit einer Stimme beseelt.

Auch bei Johann Pachelbels berühmtem „Canon“ ist er dabei – minimal music von vor 300 Jahren; fast meint man, Steve Reich mit gepuderter Allongeperücke vor sich zu sehen. Abgelöst wird er von Karl Jenkins und Philip Glass: Diese beiden standen Pate für die „Ritorni per Archi e Cembalo“, die mit zündender Energie inszenierten „Wiederkünfte für Streicher und Cembalo“ von Vít Zouhar; darin bezieht sich der 45-jährige Komponist postmodern auf die gar nicht so ferne Epoche: Barocco sempre giovane – so klingt es, wenn heute einer in der Art Vivaldis komponiert.

Übrigens passt dazu eine druckfrische Medienmeldung, wonach der Schlagersänger Peter Kraus das „Geheimnis seines Lebens“ demnächst in Buchform lüften will. Memoiren eines Musikers jenseits der besten Jahre; der Titel lautet: „Für immer jung.“

 

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